Ein weites geistiges Panorama
In »Die Kunst der Flucht« eröffnet Sergio Pitol einen Blick auf ein untergegangenes Jahrhundert. Er blickt zurück auf ein reiches Leben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erzählt von beeindruckenden Begegnungen und lädt ein zu tiefen Reflexionen. Sergio Pitol sieht darin sein wichtigstes Buch. Es ist die freudige und reflektierende Summe seines Lebens, seiner Reisen und Lektüren; ein Lebens-Buch, vergleichbar den Erinnerungsbüchern Elias Canettis. »Die Kunst der Flucht« ist aber auch ein inniges Bekenntnis zur europäischen Kultur und ein Buch über den exzessiven Zusammenhang von Leben und Schreiben. Pitol steht damit in einer Reihe mit Autoren wie W.G. Sebald, die mit ihrem alle Genres übergreifenden Schreiben Literatur im wahrsten Sinne schaffen.
»In letzter Zeit wurde mir oft bewußt, daß ich eine Vergangenheit besitze. Nicht nur, weil ich ein Alter erreicht habe, in dem der größte Teil des Weges hinter mir liegt, sondern auch, weil ich Bruchstücke meiner Kindheit erkannt habe, die mir bisher versagt waren. Ich kann die früheren Etappen, die Selbständigkeit der einzelnen Teile und ihren Gesamtzusammenhang ausreichend klar unterscheiden, was mir damals unmöglich war. Allmählich erinnere ich mich an die Jugend, meine eigene und die der übrigen, die mir, weil es in ihr Unschuld, Verblendung, Unnachgiebigkeit und Verhängnis gibt, Achtung und Rührung abverlangt. Gerade das läßt mich die Zukunft als einen unendlichen, unbekannten und verheißungsvollen Bereich begreifen.«
Sergio Pitol